Die Ankunft in der Stadt war Ende Januar etwas anders als erwartet und ziemlich chaotisch, aber nach etwas mehr als zwei Monaten fühle ich mich wohl in Sevilla. Nach einigen Umzügen bin ich im Stadtviertel „La Oliva“, in der Nähe der UPO, angekommen. La Oliva ist ein ruhiger Kiez im Süden von Sevilla mit einer Mischung aus Einheimischen und Student*innen der verschiedenen Universitäten. Da der Kiez nicht sehr zentral liegt und ich gerne Fahrrad fahre, habe ich mir am Anfang ein gebrauchtes Fahrrad gekauft, was ich in dieser Stadt sehr empfehlen kann. Je nachdem, wo man wohnt, sind die ÖPNV-Verbindungen nicht so gut. Mit dem Fahrrad kann man alles innerhalb von 20 bis 25 Minuten erreichen.
Was das Leben an der Universität betrifft, habe ich etwas gebraucht, um mich an die neuen Strukturen zu gewöhnen. Ich finde, dass die ASH in vielen Bereichen offener und flexibler ist, was der Gestaltung der Seminare angeht. In meinem Studiengang an der UPO habe ich eine gewisse Kontrolle seitens der Lehrer*innen bemerkt, in Form von Aufgaben, die in der Stunde selbst erledigt werden müssen oder Anwesenheitslisten die unterschieben werden sollen.
Inhaltlich hat jedes Seminar einen praktischen und einen theoretischen Teil, die zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden, was letztendlich mehr Arbeit bedeutet, da jeder Teil eine Prüfungsleistung beinhaltet.
HERAUSFORDERUNGEN
Für mich persönlich war es herausfordernd, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen bzw. Freundschaften zu schließen. Nach mehreren Versuchen und Gesprächen mit verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Orten und Lebenssituationen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die meisten Menschen aus Sevilla nicht offen sind, neue Menschen von „außen“ zu integrieren. Ich selbst spreche Spanisch als Erstsprache und habe einige Zeit auf Gran Canaria gelebt, trotzdem war es für mich schwierig, tiefere Freundschaften zu schließen (hierzu muss ich auch sagen, dass ich sehr ungeduldig bin). Das liegt daran, dass viele Menschen ihr ganzes Leben in der Stadt oder in der Umgebung verbracht haben und ihre festen Gruppen haben. Mittlerweile habe ich mich an diese Situation gewöhnt und durch die Erasmus-Aktivitäten und andere Veranstaltungen Menschen kennengelernt, mit denen ich in regelmäßigem Kontakt stehe und die Stadt entdecken kann.
Sevilla ist eine Stadt, die viel zu bieten hat, allein die Altstadt, die auch das Zentrum ist, ist ein wunderschöner Ort, in dem man sich gut in den Straßen verlieren kann. Andere Stadtviertel wie Triana oder La Macarena bieten sich sehr gut für einen Spaziergang oder eine Tapas-Tour an. Ich selbst bin sehr aktiv und versuche jede Woche neue Orte zu entdecken und Veranstaltungen wie Poetry Slam, Comedy Stand Open, Open Mic, Flamencoabende usw. zu besuchen. Zudem hat Sevilla auch eine politische Szene mit verschiedenen Gruppen und Schwerpunkten, in die ich ebenfalls eintauchen konnte. Zusammen mit einer anderen Studentin waren wir z. B. an der Planung der Demo am 8. März beteiligt.
Außerdem hat die UPO selbst vor kurzem eine Gruppe gegründet, um gegen die aktuelle prekäre Situation der öffentlichen Universität zu protestieren, der ich ebenso zugehöre.
Zusammenfassend kann ich nach 75 Tagen in Sevilla sagen, dass ich mich hier wohl fühle und froh bin, an der UPO studieren zu dürfen. Ich freue mich auf das, was noch auf mich zukommt und auf meine weitere Reise ins Auslandspraktikum.
Weitere Infos im Netz:
Hier die englischsprachige Website der Pablo de Olavide Universität in Sevilla.
Infos zu Studium und Praktikum im Ausland auf der Website des International Office der ASH Berlin.